Sonntag, 5. Juli 2009

Kampf mit der Zeit

Nach 13 jahren ein neuer Abschnitt. Was wird kommen? Ich bin zwiegespalten; soll ich mich freuen, auf das, was noch kommt oder mich von der Traurigkeit übermannen lassen, die schon dort in der Ecke wartet? Abschiede stehen bevor, aber hoffentlich nicht für immer. Neues beginnt und die Zeit rinnt.... dazu hab ich dieses Gedicht gefunden.

Gedanken über der Zeit

Ihr lebet in der Zeit und kennt doch keine Zeit;
so wisst, ihr Menschen, nicht von und in was ihr seid.
Dies wisst ihr, dass ihr seid in einer Zeit geboren
und dass ihr werdet auch in einer Zeit verloren.
Was aber war die Zeit, die euch in sich gebracht?
Und was wird diese sein, die euch zu nichts mehr macht?
Die Zeit ist was und nichts, der Mensch in gleichem Falle,
doch was dasselbe was und nichts sei, zweifeln alle.
Die Zeit, die stirbt in sich und zeugt sich auch aus sich.
Dies kömmt aus mir und dir, von dem du bist und ich.
Der Mensch ist in der Zeit; sie ist in ihm ingleichen,
doch aber muss der Mensch, wenn sie noch bleibet, weichen.
Die Zeit ist, was ihr seid, und ihr seid, was die Zeit,
nur dass ihr wenger noch, als was die Zeit ist, seid.
Ach dass doch jene Zeit, die ohne Zeit ist, käme
und uns aus dieser Zeit in ihre Zeiten nähme,
und aus uns selbsten uns, dass wir gleich könnten sein,
wie der itzt jener Zeit, die keine Zeit geht ein!

Paul Fleming (1609-1640)

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